Das Kriegsverbrechertribunal zur Aufarbeitung des Unabhängigkeitskrieges von 1971 hat am Dienstag in Dhaka das Todesurteil gegen den Parlamentsabgeordneten Salah Uddin Kader Chowdhury ausgesprochen. Er erhält die Höchststrafe für Völkermord, Folter und Entführung.
Das Kriegsverbrechertribunal wurde 2010 von der regierenden Awami League eingerichtet. Es will jene zur Rechenschaft ziehen, die im Unabhängigkeitskrieg mit den pakistanischen Streitkräften kollaboriert haben sollen. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit wie Völkermord und massenhafte Vergewaltigung vorgeworfen.
In diesem Jahr waren bereits sechs Islamisten der Jamaat-e Islami zum Tode oder zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt worden. Mit Salah Uddin Kader Chowdhury wurde erstmals auch ein Angehöriger der nationalistischen Partei BNP, der führenden Oppositionspartei des Landes, verurteilt.
Nach früheren Urteilsverkündungen kam es in Dhaka immer wieder zu gewalttätigen Protesten. Am Dienstag bleibt es ruhig. Amran und ich sind vor dem Gerichtsgebäude und den Strassen rund um Shahbagh unterwegs und fangen die Reaktionen ein. Wir begleiten ein paar Polizisten bei einem Einsatz in einem Hotel, in welchem angeblich ein paar Oppositionelle abgestiegen sein sollen. Ich kam mir vor wie beim «zweiten Blick», ein Projekt, das wir im Rahmen unserer Ausbildung am MAZ zusammen mit der Kapo Bern realisiert haben.
Die Schweizer Journalistenschule MAZ und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA bieten jedes Jahr einigen jungen Journalisten und Fotografen die Chance, für ein paar Monate auf Redaktionen in Ländern des Südens zu arbeiten. Im Rahmen dieses Projekts habe ich vom 19. September 2013 bis am 17. Januar 2014 für die Zeitung «The Daily Star» in Dhaka, Bangladesch, fotografiert. Was ich dabei erlebt habe, findet Ihr in diesem Blog unter der Rubrik Bangladesch. Meine Beiträge sowie jene von meinen Kollegen in anderen Ländern könnt Ihr auch hier verfolgen.
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