Sadarghat ist einer der grössten Flusshäfen der Welt. Er liegt am Buriganga River im Süden Dhaka’s und ist ein lebhafter Umschlagplatz für Personen und Güter. Ich besuche Sadarghat am 20. Oktober 2013. Das muslimische Opferfest Eid ist gerade vorbei und ich erwarte massenhaft Leute, die nach den Feiertagen aus ihren Dörfern nach Dhaka zurückkehren. Als ich nach einer langen Rickshawfahrt beim Fährhafen ankomme, werde ich aber enttäuscht. Die Plattform, an der die Launches, wie die Fähren hier genannt werden, anlegen, ist leergefegt. Die Boote liegen verlassen im Wasser. Ein paar Früchteverkäufer laden mich in ihre Runde ein und offerieren frische Äpfel. Ich ignoriere die «Stay Safe»-Regel (cook it, peel it, or leave it = Koch es, schäl es oder lass es sein) und beisse rein.
Ich erfahre, dass die Launches bereits früher am Morgen angekommen sind und erst am Nachmittag oder Abend wieder ablegen. Meine Enttäuschung darüber ist bald verflogen, als ich Zutritt zu ein paar Fähren erhalte. Für die Crew ist mein Besuch eine nette Abwechslung. Sie zeigen mir ihr Boot und lassen sich bereitwillig fotografieren.
Am Nachmittag kommt langsam Betrieb auf. Waren werden angeschleppt und auf die Boote verladen. Wenig später kommen die ersten Passagiere an. Und ehe ich es richtig merke, ist plötzlich jeder Zentimeter um mich herum besetzt. Einzelpersonen und ganze Familien haben ihre Decken auf dem Boden der Schiffdecks ausgebreitet und sich gemütlich darauf eingerichtet. Esswaren werden ausgepackt und herumgereicht, Babys krabbeln zwischen den Füssen der Erwachsenen und älteren Geschwister umher. Für mich ist es Zeit das Boot zu verlassen, will ich nicht plötzlich in Barisal oder sonst wo landen.
Die Schweizer Journalistenschule MAZ und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA bieten jedes Jahr einigen jungen Journalisten und Fotografen die Chance, für ein paar Monate auf Redaktionen in Ländern des Südens zu arbeiten. Im Rahmen dieses Projekts habe ich vom 19. September 2013 bis am 17. Januar 2014 für die Zeitung «The Daily Star» in Dhaka, Bangladesch, fotografiert. Was ich dabei erlebt habe, findet Ihr in diesem Blog unter der Rubrik Bangladesch. Meine Beiträge sowie jene von meinen Kollegen in anderen Ländern könnt Ihr auch hier verfolgen.
< Eid Mubarak!Ein Land gerät ausser Kontrolle >
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