Es sind junge Männer und Frauen aus Eritrea, es sind Familien aus Syrien, es sind einzelne Personen aus Afghanistan, Bangladesch und Tibet, es sind Mütter aus Zentral-, Ost- und Westafrika, deren Kinder schnell zu den Rudelführer unter ihren neuen Freunden werden, es sind Männer aus Sri Lanka, die für ihre Kochkünste bekannt sind und es ist eine Frau aus der Mongolei, die alle liebevoll Mama Mongolia nennen und die zwar kein Englisch spricht aber immer ein herzliches Lachen auf den Lippen trägt. Sie alle warten. Warten bis der Reis in der Pfanne gar ist, warten auf eine Nachricht von zu Hause oder von Freunden, die sie auf der Flucht gefunden und wieder verloren haben. Warten bis der Tag vorüber ist, warten darauf, dass sie endlich Bescheid erhalten betreffend ihrem Aufenthaltsstatus. Sie warten auf das wöchentliche Taschengeld und die zwei Rollen WC-Papier. Wundern sich wie es mit Ihnen weitergeht. Werden sie ein weiteres Mal in ein anderes Zentrum verlegt? Oder erhalten Sie endlich die Aufenthaltserlaubnis und können diesem Wartezimmer zwischen den Welten, in dem sie zum Nichtstun verdammt sind, entfliehen? Sie warten, sie hoffen. Hoffen auf einen positiven Bescheid, hoffen darauf, in eine eigene Wohnung zu ziehen und das Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen. Hoffen, endlich wieder arbeiten zu können, damit sie sich nützlich fühlen und nicht weiter von der Langeweile zerfressen werden. Und einige träumen davon, dass sie irgendwann wieder nach Hause gehen können, um dort in Frieden zu leben.
2015 konnte ich mich im Auftrag von ABR (Asyl Biel Region) in verschiedenen Durchgangszentren im Kanton Bern umsehen. Ich war tief berührt von den Menschen, die ich dort angetroffen habe. Von ihrer Dankbarkeit, ihrer Offenheit und ihrer Grosszügigkeit. Ich wurde eingeladen ihre Mahlzeiten zu teilen und obwohl uns die Sprachbarriere oft im Weg stand, erfuhr ich doch ein paar Sequenzen ihrer Geschichten.
Ich spürte die Verzweiflung, die Verlorenheit, die Sehnsucht, die Trauer. Ich sah sie in ihren Blicken, in ihrem scheuen Lächeln, hörte sie in ihren Worten. Auf ihren Mobiltelefonen zeigten sie mir Fotos von den Bananenstauden zu Hause und manchmal spielten sie mir Lieder in ihrer Muttersprache vor. Nie hörte ich Forderungen. Das Einzige, was immer wieder beklagt wurde, ist, dass es viel zu lange dauert, bis sie von den Schweizer Behörden einen definitiven Entscheid kriegen. Den Entscheid, ob sie bleiben können oder gehen müssen. Sie sagen, dieses monatelange Warten, dieses nie Wissen wie weiter, mache sie verrückt. Wenn sie wenigsten während dieser Zeit arbeiten könnten. Nicht so sehr des Geldes wegen, sondern einfach, um etwas zu tun zu haben und damit den ewig kreisenden Gedanken im Wartezimmer zu entgehen.
Flucht ist kein Spiel. Man muss viel zurücklassen und man läuft Gefahr im Gefängnis oder gar im Tod zu enden. Daher wage ich zu behaupten, dass die meisten Menschen, die es in ein europäisches Auffanglager schaffen, nicht ohne Grund hier sind. Und wenn es nur die Hoffnung auf ein besseres Leben ist, so finde ich nichts Falsches daran. Würden wir nicht auch aufbrechen, wenn wir hier keine Perspektiven mehr hätten? Das Leben ein täglicher Kampf wäre und man gleichzeitig von einem Ort hören würde, wo alles im Überfluss vorhanden sei? Würden wir nicht auch aufbrechen, wenn wir Hunger leiden würden, weil die Felder und Flüsse ausgetrocknet sind. Wenn wir nicht frei unsere Meinung äussern könnten. Um gar nicht erst von öffentlichen Hinrichtungen derer, die es trotzdem tun, oder den Bomben, die unsere Häuser zerstörten, zu sprechen. Ich bin sicher, viele würden das Gleiche tun und ihr Land verlassen. Unsere Vorfahren haben es bereits getan. Im 19. Jahrhundert verliessen viele Europäer in Folge von Arbeitslosigkeit, Armut und Hunger den alten Kontinent und fuhren nach Amerika, wo sie hofften, ein neues, besseres Leben zu führen. Darunter auch zehntausende aus der Schweiz. Wir sollten also vorsichtig sein, wenn wir gegen sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge wettern. Als Schweizer, die wir Armut und Krieg nicht kennen und uns deshalb die Auswirkungen davon auf einen Menschen nicht vorstellen können, sollten wir nicht über solche werten, die es erfahren haben.
Bei meinen Besuchen in den Durchgangszentren gab es aber auch Hoffnung. Kinder nahmen mich schnell an der Hand und integrierten mich in ihre Spiele. Mädchen und Buben aus Syrien, Eritrea, Togo und anderen Ländern spielen und kommunizieren auf Hochdeutsch miteinander, welches sie in den Schulen des Flüchtlingsheims lernen. Und auch die Erwachsenen drücken die Schulbank und büffeln deutsche Vokabeln, damit ihnen die Integration einfacher fällt. Im Unterricht, auf dem Volleyballfeld oder bei kleinen Arbeitseinsätzen ist die Stimmung gelöst. Die Probleme und Unsicherheiten des Alltags für einen Moment vergessen.
Ich wünsche allen Flüchtlingen, die in den Wartezimmern zwischen den Welten gestrandet sind, dass sich ihre Träume erfüllen. Dass sie hier ein neues Leben aufbauen oder noch besser irgendwann nach Hause zurückkehren können. Bis dann bleibt ihnen nur das Warten und das Hoffen. Wir aber sollten nie vergessen, dass es Menschen sind, die da warten und hoffen. Menschen mit den gleichen Träumen und Ansprüchen wie wir, nämlich auf ein schönes und sicheres Leben. Was uns unterscheidet ist, dass wir an unterschiedlichen Orten geboren wurden. Der Zufall hätte auch uns treffen können. Dann wären vielleicht wir es, die erschöpft an der Küste Griechenlands landen. Dass ich in der Schweiz geboren wurde, habe ich mir nicht verdient. Es ist reines Glück für das ich unendlich dankbar bin. Ein Glück, das wir mit denen teilen sollten, die aus Verzweiflung und Not zu uns kommen.
They are young men and women from Eritrea, they are families from Syria, they are people from Afghanistan, Bangladesh and Tibet. They are mothers from Central, East or West Africa, their children quickly becoming the group leaders of their new friends. They are men from Sri Lanka who are well known for their cooking skills. And it is a woman from Mongolia who doesn’t speak English but always has a cheerful smile on her round face. The other refugees call her Mama Mongolia, a role that obviously suits her. They all wait. They are waiting till the rice is done, till they get news from back home or from friends they made and lost during their long journey to Europe. They are waiting for the days to pass and that they get an answer from the immigration office. They are waiting for their weekly allowance and two rolls of toilet paper. They wonder what is going to happen to them next. Will they have to move to another refugee camp again? Or will they finally get a permit to stay and be able to escape this anteroom between the worlds, where they are condemned to idleness? They wait and hope. Hoping to get a positive answer, hoping to move into an apartment and to start living an independent life. Hoping to get a job so they feel used again and no longer are eaten up by boredom. And some dream that someday they can return to their home countries and live there in peace.
For an assignment I visited different refugee camps in Switzerland in 2015. I was deeply moved by the people I met there. Moved by their gratitude, their openness and their generosity. They shared their meals and – despite the language barrier – also their stories with me.
I could feel their desperation, loneliness and sadness. I saw it in their eyes and shy smiles and I heard it in their voice when they spoke. On their mobile phones they show me pictures from banana trees back home and play music in their mother tongue. I never heard any complaints except for the fact that it takes too long till they get a final answer from the immigration office whether they can stay or have to leave. Waiting for this answer for months, left in between hope and fear makes them sick. They say if only they could work during that period. Not so much for the money but mainly just to do something and be distracted from the ever same questions in their minds.
To flee a country is not a game. One has to leave behind a lot. It is dangerous and can end in prison or with death. That’s why I believe that most people who make it to Europe got a reason why they are here. And if the only reason is the hope for a better life I don’t see what should be wrong with that. Wouldn’t we do the same if we wouldn’t have any future prospect? If life was a daily struggle and at the same time one would hear about a distant place where everything is available in abundance? Wouldn’t we do the same if we would starve cause the fields and rivers are dry? If we couldn’t speak out loud? If we had to witness public executions of those who still do? Not to talk about bombs that might destroy our houses. I’m sure we would do the same and migrate to a safer, better place. Our ancestors did it. In 19th century many Europeans who suffered from unemployment, hunger and poverty left the continent and went to America where they expected to find a better life. Amongst them tens of thousands of Swiss. We should therefore be cautious when we rant at economic migrants. As Swiss, who haven’t experienced poverty and war and therefore cannot imagine the horror of it, we should not judge.
During my visits in the refugee camps I also saw hope. Children would usually take me by my hands and let me participate in their games. Girls and boys from Syria, Eritrea, Togo and other countries played and communicated in German, which they learnt at school in the camp. The adults also take German lessons to integrate quicker. During class, a game of volleyball or on an occasional work assignment the atmosphere is relaxed and cheerful. All the troubles and fears are forgotten for a while.
I wish that the dreams of all the refugees who stranded in one of these anteroom between the worlds come true. That they will be able to start a new life here and hopefully one day can return to their homes. Till then they will wait and hope. But we, we should never forget that those who are waiting and hoping are human beings. Human beings with the same desire and hope than ours: A secure and beautiful life. The only thing that differs them from us is the fact that we were born in different places. It could have been our fate too and then it would have been us to land on the shore of Greece totally exhausted and traumatized. I haven’t earned it to be born in Switzerland. It was pure luck for which I am ever grateful. Therefore we should share our luck with those who left their countries driven by misery in search for a better life.