Gestern Morgen gab es kräftige Regenschauer. Der Markt bei mir um die Ecke stand daraufhin knöcheltief unter Wasser. Dass ich mich als Ausländerin in die braune Brühe wage und diese auch noch fotogen finde, amüsiert die einheimischen Marktbesucher. Die Begegnungen sind herzlich. Einer der Ladenbesitzer schenkt mir einen Softdrink und Baby und ihre Tochter Elisia laden mich spontan in ihr Haus ein. Unter den Augen der halben Verwandtschaft werde ich dort mit süssen und scharfen Mango- und anderen Pickles gefüttert. Als Baby mir nach dem Essen die Behälter zeigt, in der die Pickles aufbewahrt werden, übersehe ich geflissentlich, dass sich an einigen Stellen Schimmel angesetzt hat.
Nach dem Essen wird mir das Hochzeitsalbum unter die Nase gehalten. Während ich das Album durchblättere, kämmt und frisiert mir Baby’s Nichte die Haare. Gleichzeitig ruft Baby ihren Ehemann an. Ihre Stimme tönt aufgeregt, verstehen tue ich allerdings nur meinen Namen und Switzerland. Kurze Zeit später kommt der Hausherr nach Hause und öffnet extra eine Kokosnuss für den fremden Gast. Die Spontanität und Gastfreundschaft in Bangladesch ist riesig. Was man hat, das wird geteilt.
Als ich nach Hause zurückkehre, sind mein Salwar Kameez (weite Hosen und lange Bluse) sowie die Schuhe nass und dreckig. Doch der Ausflug hat sich allemal gelohnt.
Die Schweizer Journalistenschule MAZ und die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA bieten jedes Jahr einigen jungen Journalisten und Fotografen die Chance, für ein paar Monate auf Redaktionen in Ländern des Südens zu arbeiten. Im Rahmen dieses Projekts habe ich vom 19. September 2013 bis am 17. Januar 2014 für die Zeitung «The Daily Star» in Dhaka, Bangladesch, fotografiert. Was ich dabei erlebt habe, findet Ihr in diesem Blog unter der Rubrik Bangladesch. Meine Beiträge sowie jene von meinen Kollegen in anderen Ländern könnt Ihr auch hier verfolgen.
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